Bauwelt

Auf dem Radar

Text: Friedrich, Jan, Berlin

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Im Durchschnitt leben in Mumbai auf jedem Quadratkilometer Fläche 37.000 Menschen (in Berlin 4200). Bei einer so extremen Dichte müssen auch Wohnhochhäuser und Tempel eng zusammenrücken.
Foto: Sergey Ponomarev

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Im Durchschnitt leben in Mumbai auf jedem Quadratkilometer Fläche 37.000 Menschen (in Berlin 4200). Bei einer so extremen Dichte müssen auch Wohnhochhäuser und Tempel eng zusammenrücken.

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Auf dem Radar

Text: Friedrich, Jan, Berlin

Im April 2023 veröffentlichten die Vereinten Nationen eine Prognose, der zufolge Indien spätestens in der Mitte desselben Jahres mehr Einwohner als China haben würde. Seither gilt Indien als das bevölkerungsreichste Land der Erde, mit derzeit rund 1,4 Milliarden Menschen. Indiens Wirtschaft ist in den vergangenen Jahren rasant gewachsen und tut es noch. Und, was das Bemerkenswerteste dabei ist: Indien versucht diese enorme Dynamik nicht etwa unter der Ägide eines auf die eine oder andere Weise autoritär gelenkten Staates zu steuern, sondern mit demokratischen Mitteln. Das 1947 von der Kolonialmacht Großbritannien unabhängig gewordene Land ist laut seiner Verfassung vom November 1949 eine parlamen-tarische Demokratie. Die größte der Welt. Umso mehr verwundert es, dass Indien bei uns so wenig eine Rolle spielt. Der gesamte indopazifische Raum bleibe weitgehend unterhalb des Radars, schreibt der ehemalige deutsche Botschafter Walter J. Lindner in seinem Buch „Der alte Westen und der neue Süden. Was wir von Indien lernen sollten, bevor es zu spät ist“ und empfindet das als ausgesprochen leichtfertig.
Mit dieser Stadtbauwelt wollen wir Indien ein Stück zurückholen auf den Radar. Denn selbstverständlich ist es für uns im gesättigten Europa – in dem wir über ein mögliches Ende des Wachstums sprechen, von dem wir, wenn es um Architektur und Stadtplanung geht, sagen, der Kontinent sei weitgehend zu Ende gebaut – von allerhöchstem Interesse, wie eine Weltregion, die unter vollständig anderen wirtschaftlichen Bedingungen agieren muss als wir, mit all den Herausforderungen unserer Zeit umgeht. Und was wäre sinnvoller, als sich jene Stadt Indiens vorzunehmen, die innerhalb des dynamischen Landes die dynamischste ist: Mumbai. Was uns an der Megacity an der Westküste des Subkontinents besonders interessieren sollte, hat Nadin Heinich, Gastredakteurin dieser Stadtbauwelt, folgendermaßen formuliert, als wir diese Ausgabe konzipierten: „Mumbai – indische Millionenmetropole, eine der am dichtesten besiedelten Städte der Welt, Wirtschaftszentrum des bevölkerungsreichsten Landes der Erde, zugleich das Land mit dem höchsten Wirtschaftswachstum unter den G20-Staaten. Hektik, Lärm, Rastlosigkeit, endlose Staus, Wolkenkratzer, die sich in rasantem Tempo an Höhe überbieten, ausufernde informelle Siedlungen nicht nur entlang der großen Ausfallstraßen, dazwischen immer wieder Tempel, bewusstes und erzwungenes Innehalten – und definitiv ein Ort, an dem Träume wahr werden.
Welche Vorstellungen von Zukunft verfolgen die Menschen in Mumbai? Wie sehr sind Aufstieg, Wohlstand und Reichtum an materielle Güter gebunden, wie sehr an spirituelle Werte? Gibt es Grenzen des Wachstums? Welche Rolle spielen der Klimawandel und die Endlichkeit natürlicher Ressourcen? Was bedeutet das hohe Tempo der Transformation? Wie spiegelt sich das alles in der Stadtplanung wider? Ist Europa, ist Deutschland ein Vorbild? Und ist die Bauwende, wie wir sie hierzulande diskutieren, für Indien relevant?“
Nadin Heinich hat ihre Fragen mit nach Mubai genommen und dort Gespräche mit Architektinnen, Journalistinnen, Stadtplanern, Stadtaktivisten, Immobilienunternehmern geführt. Deren Sicht auf Mumbai bildet das inhaltliche Gerüst dieser Stadtbauwelt. Für das visuelle Gerüst konnten wir, wie schon für die Beirut-Ausgabe im vergangenen Jahr (Bauwelt 5.2024), den renommierten Fotojournalisten Sergey Ponomarev gewinnen. Vor allem mit seinen Dronenfotos, denen wir reichlich Platz eingeräumt haben, gelingt es ihm, die für uns im Grunde unvorstellbare Dichte Mumbais und das unvermittelte Aufeinandertreffen unterschiedlichster Maßstäbe und Lebensrealitäten, das diese Stadt so prägt, einzufangen.

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